Mein Name ist Jos Govaers, ich bin in Belgien geboren und aufgewachsen.

Nach meinem Studium Graduat Sonderpädagogik arbeitete ich lange Zeit in einem Heim für geistig behinderte Kinder und Erwachsenen.

Seit Anfang der 90er Jahre habe ich mich der Ausbildung von Hunden gewidmet und dabei immer den Kontakt mit ihren Menschen gepflegt, denn über das Tier kann der Mensch sehr viel über sich selbst erfahren.

Angefangen habe ich in einer traditionellen Vereinshundeschule in Belgien. Hundeerziehung oder Hundetraining war Ende der 80er und auch noch Anfang der 90er in den meisten Vereinen ganz anders als heute.

Damals sollte und musste der Hund das tun, was ihm von seinem Besitzer auferlegt wurde. Wenn Befehle nicht oder nicht gar sofort ausgeführt wurden, wurde der Hund bestraft. Belohnungen wurden selten eingesetzt. Ein Leckerchen als Belohnung war nahezu verpönt. In der Hundeerziehung stand die korrekte Ausführung der Übungen unmittelbar im Vordergrund. Wichtig war, dass der Hund Befehle kannte und diese auch ausführen konnte. Ob der Hunde sich dabei wohl fühlte oder nicht war dabei nebensächlich. Viele Hunde gehorchten, um Strafe zu vermeiden, nicht weil sie die Übungen gerne ausführten.

Anfang der 90er kam die Hundeerziehung auch in Belgien sehr stark in Bewegung

Neue Trainingsmethoden aus England und den USA fanden den Eingang in die Hundevereine. Der Weg zur Erziehung mit positiver Bestärkung wurde viel stärker beschritten.

Belohnungen, nicht Strafe und die Einführung von Clickertraininghttps://www.jos-hundeschule.de/jos-tierwelt/hundeschule/clicker-training waren die Stützpfeiler dieser neuen Erziehungsmethoden. Protagonisten der positiven Trainingsmethode waren der mittlerweile leider verstorbene John Fischer, Ian Dunbar, John Rogerson und vor allem die Delfintrainerin Karin Pryor.

Diese neuen Trainingsmethoden waren in den ‘traditionellen Hundeschulen‘ am Anfang verpönt. Doch die Tür zu einer positiven Hundeerziehung war geöffnet und öffnete sich weiter. Auch mich führte diese neue Bewegung in der Hundeerziehung weg von der traditionellen Vereinshundeschule. Ich besuchte Seminare von den bereits erwähnten John Fischer, Ian Dunbar, Gwen Bailey aber auch von John Rodgerson und Roger Abantes. Eine Besonderheit waren die Veranstaltungen mit Referenten aus der Schule von Karin Pryor, die einst das Clickertraining in der Hundeerziehung etablierte.

In meinen Streben weitere Kenntnisse über diese neuen Verfahren zu erwerben, kam ich auch zu Martin Gaus in die Niederlande.

Martin Gaus ist seit mehr als 20 Jahren der bekannteste Hundeexperte in den Niederlanden und in Belgien. Im Niederländischen Fernsehen hat er seit Jahren einen festen Sendeplatz mit seinem eigenen Tierprogramm.

In den Niederlanden hatte Martin Gaus Mitte der 90er 15 Hundeschulen im Franchise-System. In den Martin-Gaus-Hundeschulen lag und liegt noch immer das Hauptaugenmerk darauf, den Menschen so viel wie möglich Kenntnisse über ihren Hund mit auf dem Weg zugeben. Daraus folgt dann unmittelbar der entsprechende Umgang mit ihren Tieren.

In seinen Trainingskursen ist der Theorie ein Anteil von fast 60% gewidmet und rund 40% ist für die Praxis reserviert. Die Menschen bekommen umfangreiche Kenntnisse über Hunde vermittelt, so dass sie nach Ablauf eines Kurses das Verhalten ihres Hundes und auch ihr eigenes besser deuten und verstehen können.

Nach intensiver Ausbildung als Hundetrainer und Hundeschul-Betreiber in den Niederlanden gründete ich 1995 eine neue Martin-Gaus-Hundeschule in Belgien.

Nach der Martin-Gaus-Hundeschule in Diksmuide nähe Ostende war meine Schule die zweite Martin-Gaus-Hundeschule in Belgien. Jährlich habe ich ca. 400 Menschen mit ihren Hunden ausgebildet.

Während dieser Zeit engagierte ich mich auch für den Tierschutz in Spanien.

In den Jahren 1997-1999 war ich daher 3 bis 4 Mal im Jahr für einige Wochen in einem Tierschutzverein in Spanien tätig. Um die 100 Hunde lebten damals in dem spanischen Tierheim. Es fehlte dem Tierheim an allem, um die Tiere versorgen zu können. Vor allem fehlte es aber an Leuten mit Kenntnissen über Hundeverhalten.

Ende 1999 entschloss ich mich, für ein Jahr nach Spanien  zu gehen, um die Leitung des Tierheimes in Roquetas zu übernehmen.

Ich schloss meine Hundeschule, ließ mich bei meinem Arbeitgeber, einer Schule und Heim für geistig behinderte Kinder und Jugendliche – letztlich ja meine ursprüngliche Tätigkeit – für ein Jahr beurlauben. Aus diesem einen Jahr wurden dann elf. Mitte 2000 wurde ich zum 1.Vorsitzenden des Vereins gewählt. Als 1.Vorsitzender und Leiter des Tierheims hatte ich damit die Verantwortung für den kompletten Ablauf der Tierheimarbeit.

Neben der organisatorischen und administrativen Arbeit beschäftigte ich mich sehr intensiv mit der artgerechten Haltung der Tiere. Die Hunde waren am Anfang meistens noch in Zwinger untergebracht, erst nach und nach konnten wir immer mehr Hunde in Rudeln halten. Das Tierheim wuchs eigentlich täglich. Von 1.000 qm bis auf 10.000 qm und damit auch die Anzahl der Hunde, die betreut wurden. Bis zu 400 Hunde lebten teilweise im Tierheim.

Diese große Anzahl der Hunde war der Anlass, 2003 eine eigene Tierheimklinik zu bauen. Ein Tierarzt wurde als Vollzeitkraft eingestellt. So konnten die Tiere optimal medizinisch betreut werden. Um die 1.000 Hunde und 200 Katzen wurden jährlich aufgenommen und weiter vermittelt.

Da wir besonders das Sozialverhalten der Hunde fördern wollten, wurden die Tiere größtenteils in Rudeln von bis zu 40 Hunden gehalten. Elementar wichtig für die optimale Unterbringung in einem Rudel ist für mich eine richtige Charaktereinschätzung der Hunde, denn nur so lassen sich große Beißereien verhindern.

Problemhunde, insbesondere sehr schüchterne oder ängstliche Tiere, wurden während ihres Aufenthaltes im Tierheim täglich therapiert. Diese Tiere durften zum Beispiel immer in der Nähe des Personals sein und genossen somit das Privileg, sich in den Büroräumen und im Eingangsbereich aufzuhalten. Dass zwischen diesen Hunden auch immer sehr freundliche und soziale Tiere lebten, war natürlich nicht zufällig.

So konnten doch viele ängstliche Hunde ihre Scheu verlieren und nicht wenige verließen als „normale“ Hunde das Tierheim. Auch aggressiven Hunde wurden therapiert. Vor allem durch gezieltes Einsetzen von Futter in der Therapie konnten viele Hunde wieder auf den richtigen Weg gebracht werden.

Im Juli 2010 entschloss ich mich nach Deutschland auszuwandern.

Ich wollte meinem Wunsch, wieder eine eigenen Hundeschule zu betreiben, nachgehen und eröffnete im Februar 2011 “Jos Hundeschule”. Mit meiner Familie lebe ich nun in Rinteln (Niedersachsen) und meine sehr guten Sprachkenntnisse in Deutsch, Flämisch/Niederländisch, Englisch, Französisch und Spanisch ermöglichen mir auch die Betreuung von fremdsprachigen Hundebesitzern.

Jos Govaers